Der 17. MAIK Kongress gab viele neue Ansätze und Denkanstöße
Rund 750 Teilnehmende aus Deutschland, Österreich, Italien und der Türkei waren zum MAIK Kongress (Münchner außerklinischer Intensiv Kongress), mit einem begleitendem Rechtssymposium angereist, den der Pflegeverbund DEUTSCHEFACHPFLEGE vom 25. bis 26. Oktober 2024 in München durchführte. Auf dem Programm standen Fachvorträge zur Digitalisierung, zur außerklinischen Intensivversorgung und Beatmung im Spiegel der Versorgungsforschung, zu den Vorbehaltsaufgaben im Pflegeberufegesetz, die außerklinische Intensivversorgung im internationalen Vergleich, zu Therapie mit Kindern und jungen Menschen, zu Dysphagie, Sekretmanagement und Beatmungsentwöhnung aus neurologischer und logopädischer Sicht und zur Frage, um wen es in der außerklinischen Intensivversorgung eigentlich geht. Denn diese relativ kleine Gruppe der Menschen mit außerklinischer Beatmung und Intensivversorgung ist ausgesprochen heterogen, und es gibt darüber immer noch viel zu wenige Zahlen. Große Aufmerksamkeit erhielt deshalb der Vortrag von Dr. Andreas Krokotsch vom Medizinischen Dienst Nord, in dem er die hohen Erwartungen der Kostenträger an das Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (GKV-IPReG) dem tatsächlich festgestellten Entwöhnungspotenzial von Menschen mit Beatmung gegenüberstellte. Aktuelle Zahlen lieferten auch Privatdozent Dr. med. habil. Sven Hirschfeld und Ulrich Mengel, die sie aus der Codierung der Krankheitsbilder gewonnen hatten, die inzwischen standardmäßig in der DEUTSCHENFACHPFLEGE durchgeführt wird. Das Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (GKV-IPReG) und die damit untergesetzlichen Regelungen sowie die Verhandlungsführung in der wurden auch im MAIK Rechtssymposium vielfach thematisiert.
Eine zentrale Rolle nehmen auf dem Kongress die Menschen mit außerklinischer Intensivversorgung sowie ihre Zu- und Angehörigen ein. In nahezu allen Formaten ging es um ihre bestmögliche Versorgung und Unterstützung. In der Session „Nicht über uns ohne uns!“ stellten die Aktivist*innen Laura Mench, Nicole Reißen, Henriette Cartolano und Uwe Frevert Projekte zur außerklinischen Intensivversorgung und Beratungsmöglichkeiten vor, und in einer weiteren Session kamen Mütter von schwerstkranken Kindern aus Deutschland und Österreich zu Wort, die Einblick in die täglichen Herausforderungen gaben, vor denen sie bei der Pflege ihres Kindes stehen. Beate Bettenhausen, Vorsitzende des Bundesverbandes für körper- und mehrfachbehinderte Menschen, zeigte Unterstützungsmöglichkeiten auf und rief zur Gemeinsamkeit auf, um zusammen „mehr“ zu erreichen. „Die Atmosphäre war“, wie eine Teilnehmerin schrieb, „durchweg positiv und motivierend. Es war ermutigend zu sehen, wie engagiert und passioniert die Fachleute der außerklinischen Intensivpflege sind.“
Dies zeigte auch die rege Teilnahme an den 12 praxisnahe Workshops und Deep Dive Sessions sowie am Reanimationstraining, das während des Kongresses durchgehend angeboten wurde. Die Workshops wurden unter anderem von ResMed Deutschland, ResMed Healthcare, opta data IT Solutions, Breas Medical sowie der PflegeLeicht Akadamie angeboten. In ihnen ging es beispielsweise um digitale Anwendungen im Rahmen von Telepflege und die Vorteile für Anwender*innen, die Therapie, konkrete Fallbeispiele in der außerklinischen Intensivversorgung, die Hygiene, Palliativversorgung, den Stressabbau im pflegerischen Alltag sowie um die Frage, worauf Pflege beim Weaning von, mit, an der Trachealkanüle und mit den betroffenen Menschen achten muss.
Immer wieder gab es Highlights, zu denen die Teilnehmenden strömten und die Säle füllten. Dazu gehörte bereits die Eröffnung durch die Kongresspräsident*innen Dr. Maria Panzer, Dr. Lena Panzer-Selz, Christoph Jaschke und Daniel Klein, CEO der DEUTSCHENFACHPFLEGE, der in seinem Vortrag über ein sehr bewegtes Jahr für die Anbieter außerklinischer Intensivpflege berichtete. Ein mitreißendes Impulsreferat hielt Moritz Brückner, der nach seinem Surfunfall querschnittgelähmt ist und zeigte, wie trotz eines solchen Schicksalsschlags ein Leben mit hoher Lebensqualität und Freude möglich ist. Den MAIK Award in Form eines Bildungsgutscheins erhielt die Schülerin Amelie Cartolano, die sich für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung engagiert. Ein weiteres Highlight war eine politische Diskussionsrunde mit der Fragestellung „Wo stehen wir in der Außerklinischen Intensivversorgung?“ mit Alfred Kindshofer, Dr. Jeanette Fleisch, Martina Wiedmann und Sebastian Lemme. Diese Runde wurde aufgezeichnet und ist auf der Kongresshomepage eingestellt.
Begeistert waren die Besucher*innen von der Möglichkeit zum Networken, auch im Rahmen der begleitenden Fachausstellung. „Die Networking-Möglichkeiten waren unbezahlbar und haben neue Perspektiven eröffnet. Ich konnte wertvolle Kontakte knüpfen und Ideen mit Gleichgesinnten diskutieren, die mir helfen werden, meine eigene Praxis zu verbessern“, schrieb ein Besucher.
Das Kongresspräsidium sowie der Veranstalter danken dem Wissenschaftlichen Beirat, den 100 Vortragenden, den Ausstellern und Sponsoren, und allen, die zum guten Gelingen des Kongresses beigetragen haben. Zu den Mitwirkenden gehörten u.a. Behindertenrechtsaktivist*innen und Menschen mit Beatmung und außerklinischer Intensivversorgung wie Dinah Radtke, Maria-Cristina Hallwachs, Uwe Frevert, Oliver Jünke, Benjamin Bechtle, Josephine Otto, Amelie und Henriette Cartolano, Johannes Koch, Markus Behrendt, Christine Wagner-Behrendt, Bianca Reißmann. Ebenso dabei waren der Pflegewissenschaftler Prof. Dr. rer. medic. Michael Isfort, Prof. Dr. habil. Thomas Klie, einer der wichtigsten Sozialexperten in Deutschland, sowie so engagierte Rechtsanwälte wie Thomas Venten, Katharina Dezelske und Iris Feuersenger.
Während der beiden Tage mischten sich Herr Schmidtchen und Sunny, zwei Clowns unter die Teilnehmenden, um auf darauf hinzuweisen, wie wichtig im Leben der Humor ist und wie sehr er die Genesung von kranken Menschen jeden Alters unterstützen kann. Ein großer Erfolg war die legendäre MAIK-Party im Ampere mit Live-Musik der ThEvents. Zu späterer Stunde legte DJ Dr. med. Matthias Frerick, Kinderarzt und Experte für das „Undine-Syndrom“ auf. So hieß es im Feedback: „Wahnsinnskongress, legendäre Party, gemeinsam mit Menschen mit Beatmung, gelebte Teilhabe“.
Und es geht weiter: Da aufgrund einer Erkrankung die geplante Keynote „Update aus dem Bundesministerium für Gesundheit“ von Michael Weller, Leiter der Abteilung Gesundheitsversorgung, Krankenversicherung im Bundesministerium für Gesundheit, auf dem Kongress entfallen musste, wird die Diskussion im Rahmen eines Updates AKI (Außerklinische Intensivversorgung) 2024 am 17. Dezember 2024 von 17.00 bis 19.00 Uhr online via Zoom fortgesetzt. Ihre Teilnahme zugesagt haben Michael Weller, Leiter der Abteilung 2 (Gesundheitsversorgung und Krankenversicherung) im Bundesministerium für Gesundheit, Anne Karnatz von der Techniker Krankenkasse, Dr. Andreas Krokotsch vom Medizinischen Dienst Nord, die Peer Counselor Maria-Christina Hallwachs und Markus Behrendt vom IntensivLeben – Verein für beatmete und intensivpflichtige Kinder und Jugendliche e.V. und werden auf dem virtuellen Podium sitzen werden. Moderiert wird die Diskussionsrunde von Sebastian Lemme vom Bundesvorstand SelbstHilfeVerband – Forum Gehirn e.V. und Christoph Jaschke. Tickets gibt es unter hier.
Der 18. MAIK Kongress findet vom 24. bis 25. Oktober 2025 in München statt. Informationen, ein Teil der Präsentationen auf dem MAIK Kongress sowie die Möglichkeit, sich schon jetzt wieder als Aussteller oder Teilnehmender anzumelden unter hier.